Nach den Plänen von Politik und Wirtschaft wird Brunsbüttel bis 2012 zu einem der größten Standorte für Kohlekraftwerke. Zudem soll dort der Strom aus den geplanten Windparks in der Nordsee eingespeist werden.
Die geplanten Kohle-und Heizkraftwerke sorgen für einen jährlichen C02-Ausstoß von ca. 18 Millionen Tonnen und würden die Region mit 1300 T/a Feinstaub und einem Mix aus Cadmium, Blei, Quecksilber und Arsen bedecken.
Selbst die neuen Kohlewerke weisen nur eine Effizienz von 43% auf und würden die Elbe und die Atmosphäre aufheizen.
Das Kieler Wirtschaftsministerium verkauft den Bau der Kohlekraftwerke als “notwendige Ergänzung” zum Strom aus Windkraftanlagen und weist gern darauf hin, dass sich ohne den Bau, der Strompreis für die Verbraucher verteuern würde.
Die neue Flensburger Studie belegt wie unlauter diese Argumente sind.
Frauke Wiese, die Autorin der Studie, kommt zu dem Schluss, dass die als Grund-lastkraftwerke konzipierten Kohlekraftwerke “nicht flexibel genug sind, um als ergänzende Energielieferanten im so genannten Mittellastbereich wirtschaftlich zu arbeiten“.
Worauf Fachleute schon seit längerer Zeit hinweisen, hat die Wirtschaftsingenieurin von der Universität Flensburg jetzt rechnerisch belegt. Selbst dann, wenn die Transportkapazität des Stromnetzes an der Nordseeküste bei Brunsbüttel parallel zum bevorstehenden Auf- und Ausbau der Offshore-Windkapazitäten ausgebaut würde, kommen die geplanten vier 800-Megawatt-Kohleblöcke nicht lange genug zum Einsatz, um wirtschaftlich zu arbeiten. Da die Gesetzeslage (Erneuerbare Energien Gesetz) eindeutig den Vorrang des Windstromes regelt, können die Kohlekraftwerke statt der geplanten 7ooo bis 8000 Volllaststunden nur 4.000 bis 6.000 Stunden laufen. Zudem ist davon auszugehen, dass die tatsächliche Volllaststundenzahl durch mangelnde Kühlmöglichkeiten in der Elbe im Sommer noch weiter reduziert werden muss. „Heute errichtete Kohlekraftwerke sind als Grundlastkraftwerke konzipiert und nicht flexibel genug um als ergänzende Energielieferanten im so genannten Mittellastbereich wirtschaftlich zu arbeiten“, sagt Wiese, „was wir dringend brauchen, wenn wir unsere Klimaziele erreichen und eine vergleichsweise risikoarme Stromversorgung sicherstellen wollen, sind flexibel einsetzbare Gaskraftwerke als Ergänzung zur fluktuierenden Wind- und Sonnenenergie. Darüber hinaus brauchen wir neue Speicherkonzepte für Strom, sowie eine Glättung der Verbrauchsspitzen auf Seiten der Stromabnehmer.“
Professor Olav Hohmeyer, Mitglied im Weltklimarat IPCC und im Sachverständigenrat für Umweltfragen (SRU) der Bundesregierung, der die Arbeit an der Uni Flensburg betreute, sagt dazu: “Die Ökonomie arbeitet für den Klimaschutz und für die Gegnerinnen und Gegner neuer Kohle- und alter Kernkraftwerke“. „Statt endlich die dringend notwenige Energiewende zu starten, wird munter in unrentable fossile Kraftwerke in Deutschland investiert“, „dass unsere Städte in Deutsche Kohlekraftwerke investieren ist ein ökologischer Schildbürgerstreich der Extraklasse.“ „Die steigenden Energiepreise sind kaum mehr leistbar – sich jetzt von fossilen ausländischen Energiemärkten abhängig zu machen, ist eine verantwortungslose Politik zu Lasten der BürgerInnen“
„Die Ergebnisse der neuen Studie für die Kohlekraftwerksprojekte in Brunsbüttel sind nur das Wetterleuchten für das, was schon bald in ganz Deutschland an Veränderungen in der Kraftwerksstruktur relevant wird“, sagte dazu Rainer Baake, der Bundesgeschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe e. V. (DUH). Baake verwies darauf, “dass der Preis an der Leipziger Strombörse schon in diesen Tagen stundenweise unter die Null-Cent-Schwelle drifte, wenn der Wind kräftig bläst und gleichzeitig der Strombedarf, etwa an Wochenenden, relativ gering ist”.
Eine Kettung an eine bestimmte Art der Energiegewinnung stellt keine Lösung für Schleswig-Holstein dar. Unser Bundesland braucht einen regional abgestimmten Energie-Mix für eine nachhaltige Energiepolitik mit Zukunft – d.h. zum Beispiel . zukunftsorientierte, multifunktionale Energiezentren für den ländlichen Raum, die betriebswirtschaftlich und ökologisch tragfähig sind.