Es ist heiß und langsam verbreitet sich die Einsicht: Der Klimawandel ist da. Er ist echt und wir tun nicht genug, um den Prozess aufzuhalten. Verursacht wird die Erderwärmung im Wesentlichen von 100 Konzernen, darunter RWE, und der Lebensweise in westlichen Ländern. Betroffen sind dagegen zu aller erst die ärmeren Teile der Weltbevölkerung – und 70% der weltweiten Armen sind Frauen.
Die Folgen davon zeigen sich schon längst: 85% der Personen, die weltweit durch Naturkatastrophen sterben sind Frauen. Denn besonders wenn sie Kinder haben sind sie weniger mobil und können nicht rechtzeitig vor Flut oder Wirbelstürmen fliehen. In Ländern mit wenig Netzausbau erreichen Frauen häufig keine Warnungen, während die überdurchschnittlich männliche Stadtbevölkerung –darunter viele Arbeitsmigranten aus ländlichen Gebieten – Zugang zu Informationen haben und sich in Sicherheit bringen können.
Der Klimawandel bedroht nicht nur direkt die Natur. Auch unsere sozialen Beziehungen und Kulturen verändern sich grundlegend durch veränderte Lebensbedingungen. Noch immer ist in weiten Teilen Europas und der Welt die Frau als Fürsorgeträgerin für ihre Familie vorgesehen. Frauen sind dadurch von Wassermangel, hohen Brotpreisen und Hitzewellen besonders betroffen. In Weltregionen mit geringer Infrastruktur sind sie oft gezwungen weitere Wege und einen höheren Arbeitsaufwand, beispielsweise für sauberes Wasser auf sich zu nehmen. Dadurch werden sie auch leichter Opfer von Gewalt – auf langen Wegen außerhalb der eigenen Siedlung, aber auch innerhalb von direkten Kon- flikten um den Zugang zu Wasserquellen. Auch steigende Kosten für Energieversorgung, Transporte und Krankenversorgung, lasten überdurchschnittlich auf dem Rücken von Frauen, die zudem durch- schnittlich weniger verdienen.
Vielleicht kann das erklären, wieso es weltweit gerade so viele Frauen sind, die gegen die schläfrige Klimapolitik der Industrienationen protestieren. In Deutschland sind 70% der Fridays-for-future- Demonstrant*innen Mädchen und junge Frauen. In Indien besteht Fridays-for-Future zu großen Tei- len aus weiblichen Aktivistinnen. Auch die Proteste der Ende-Gelände Bewegubg hat im Juni gezeigt, wie viele Frauen an vorderster Front gegen Klimasünder kämpfen. Und nicht nur im Aktivismus, son- dern auch im täglichen Leben verhalten sich Frauen umweltfreundlicher. Frauen ernähren sich häufi- ger vegetarisch, fahren weniger Auto und konsumieren bewusster. Sie haben dadurch nachweislich einen kleineren CO2-Fußabdruck als Männer. Bei internationalen Klimakonferenzen saßen trotzdem nie mehr als 30% Frauen am Tisch. Seit 2014 sind einige Programme auf internationaler Ebene verab- schiedet worden, die die Beteiligung von Frauen am Verhandlungsprozess stärken sollen. Auch die besondere Betroffenheit von Frauen und Mädchen soll mehr berücksichtigt werden. Wollen wir hof- fen, dass das, gemeinsam mit einem radikalen Kurswechsel in der Industriepolitik nicht nur Wunsch- denken bleibt.
Aber was können wir konkret hierzulande und Europa tun? Bei aller Sympathie für individuelle Nach- haltigkeit: Bewusster Konsum wird uns nicht retten. Der Kapitalismus ist auf Wachstum ausgelegt –und wir als LINKE sagen seit Jahrzehnten, dass diese Rechnung einfach nicht aufgehen wird. Die Erde zeigt uns Grenzen auf. Großkonzerne, deren Wirtschaftsmodell auf eigenen Profit ausgerichtet ist haben keinen Anreiz, Klimafolgen zu beachten. Genauso wenig, wie Konzerne genügend günstigen Wohnraum oder gute Pflege für alle bereitstellen. Die Klimakrise hat damit einige Parallelen zum Pflegenotstand und der Kitakrise. Beide Phänomene entstehen, weil Unternehmen keinen Anreiz haben mit Ressourcen und menschlichen Bedürfnissen gesellschaftlich sinnvoll umzugehen. Aus Kli-maschutz sowie Sorgearbeit kann nur schwer Profit geschlagen werden. Wo „green“ oder „social Economy“- Unternehmen das versuchen, sind die Ergebnisse nur für wenige finanzierbar und bear- beiten meist nur Symptome. Sowohl Frauen und ihre nicht entlohnte Arbeit, als auch die Umwelt werden im Kapitalismus als Ressource ausgebeutet, ohne entsprechend entlohnt, oder nachhaltig wiederaufgebaut zu werden. Konzerne eignen sich hier Profite an, ohne die vollen gesellschaftlichen
Kosten zu tragen. Die müssen wir bezahlen. Vor allem unsere Kinder und Frauen und Mädchen auf der ganzen Welt.
Gesellschaftlich besonders wichtige Sektoren müssen deswegen demokratisiert werden. Darunter fallen Energiekonzerne, Versorgungsinfrastruktur, Öffentliche Verkehrsmittel und Immobilienkonzer- ne. Die Wirtschaft darf nicht länger dem Profitinteresse einiger weniger gehorchen. Wir müssen den Mut haben, die Bedürfnisse der Bevölkerung zum Ziel unserer Wirtschaft zu machen: Gute Löhne, Zeitsouveränität – auch für Familie und Freizeit, Pflege und Sorgearbeit, die Menschen hilft und nicht zuletzt: Eine Welt, in der wir leben können. Wir brauchen den Kohlestopp so schnell wie möglich, nicht erst 2038. Dabei darf natürlich niemand auf der Strecke bleiben. Es ist nicht der Fehler der Koh- learbeiter, diesen Beruf erlernt zu haben. Doch dafür gibt es längst Pläne! Wir müssen sie nur umset- zen.
Die Linksfraktion im Bundestag hat daher am letzten Tag vor der Sommerpause einen Antrag einge- reicht. Wir wollen, dass der Bundestag einen Bundesweiten Klimanotstand anerkennt. Das wäre ein starkes Signal an die Industrie, aber auch an andere Regierungen, dass endlich Fahrt in die Klima- wende kommt. Leider fand unser Antrag noch keine Mehrheit – hoffen wir, dass nach der parlamen- tarischen Sommerpause, und einem wohl heißen, trockenen Sommer, der vor uns liegt, auch in an- deren Fraktionen die Vernunft eingekehrt ist. Wir tragen Verantwortung – für Frauen und Mädchen, für alle Menschen, in Deutschland und weltweit.
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